USA 2022 Der Südwesten

Die Gelegenheit war günstig. Die Coronazahlen niedrig, ein demokratischer Präsident in den USA an der Macht, kaum Reisebeschränkungen. Da wurde es mal wieder Zeit für eine USA Reise. Schnell stellte sich dann aber auch heraus, dass sich die Kosten für Flug, Mietwagen, Hotel und Verpflegung seit meiner letzten USA Reise fast verdoppelt hatten. Naja, das letzte Hemd hat keine Taschen, wie man so schön sagt, also los geht’s.

Start der Reise war mal wieder in Las Vegas. Nicht, dass ich Las Vegas besonders mögen würde, im Gegenteil. Es ist einfach zu voll und deshalb auch entsprechend teuer. Selbst an einem Montag. Das Sahara Hotel gibt es schon ewig. Es wurde allerdings zwischenzeitlich abgerissen und ganz neu aufgebaut. Die Gegend am Ende des „Strip“ ist aber stark heruntergekommen. Im Circus Circus habe ich auch schon öfters gewohnt. Das ist schlecht, aber billig und passt daher genau in diese Nachbarschaft.


Die ersten Wanderungen konnten im Valley of Fire absolviert werden. Der White Dome Trail lockt mit herrlichen Motiven und auch rund um den Elephant Rock lässt es sich gut wandern. Wäre da nur nicht diese Hitze, an die man sich als Nordeuropäer erstmal gewöhnen muss.

GRAFTON

ist eine Geisterstadt, die von einem Verein ein wenig aufpoliert wurde. Hier wurde die berühmte Fahrradszene aus dem Film Butch Cassidy and Sundance Kid gedreht. Viel los ist hier freilich nicht. So kann man die Stadt und den fotogen gelegenen Friedhof ungestört erkunden.

Nur ein paar Kilometer von Grafton entfernt liegt der Zion N.P.. Als ich 1989 den Park besuchte, hat er mir überhaupt nicht gefallen. Vielleicht lag es daran, dass ich in Eile war und die wirklich schönen Ecken gar nicht gesehen habe. Diesmal fand ich ihn jedenfalls wunderschön und auch wenn es ab dem späten Vormittag sehr voll wird, empfand ich ihn dennoch nicht als überlaufen.

Das Montclair inn in Springdale vor den Toren des Zion N.P. ist zwar auch nur ein einfaches Motel, aber vom Garten aus kann man sehr gut die wunderschönen Sonnenuntergänge geniessen. Der Coral Pink Sanddunes S.P. ist nichts für Geniesser. Hier haben die Amerikaner ihren Spass. Und das bedeutet, mit superlauten Quads  oder Geländemotorrädern die Dünen rauf und runter zu rasen.

Durch weites Land geht die Reise weiter. Die Navajo Bridge ist einen kurzen Besuch wert. Über die alte Brücke kann man zu Fuss über den Colorado gehen und dabei die Schlauchboote beobachten.


Endpunkt der Etappe war dann das kleine Kaff Cameron, das eigentlich nur aus einem Motel und einer Tankstelle besteht. Von hier aus sind es nur noch 45 Minuten Fahrt bis zum Grand Canyon. Und genau dahin bin ich am nächsten Morgen um 5 Uhr aufgebrochen…

…um den Sonnenaufgang am Canyonrand zu erleben. Dieses unschlagbare Erlebnis hatte ich schon einmal am Nordrand des Grand Canyon. Und auch dieses Mal konnte man wieder einen Platz finden, wo man das Spektakel ganz für sich allein erleben konnte. Ohne Zweifel das schönste Erlebnis auf dieser Reise.

Danach ging es mit dem Shuttle Bus zu Hermits Rest, einer kleinen Versorgungsstation am Ende der Scenic Route und dann immer am Canyonrand wandernd zurück zum Canyon Village. Ich hatte ziemliche Bedenken, dass es am Grand Canyon total überlaufen sein würde. Es war aber erstaunlicherweise eher leer. Auf der Wanderung traf ich höchstens an den Lookouts, an denen auch der Shuttle Bus hält, ein paar ander Touristen.

Über die Route 66 ging es dann erstmal nach Williams und anschliessend über einige interessante kleine Städte wie Flagstaff, Sedona, Cottonwood und Jerome, die allesamt am Wochenende völlig von Touristen überlaufen sind, bis nach Scottsdale. Die historische Altstadt von Scottsdale hat allerdings nicht viel zu bieten.


Links: Drinnen oder draussen? Diese Frage im Cafe in Flagstaff erübrigt sich beim Anblick der unbequemen Tische in der erbärmlichen Seitenstrasse. Da bleibt man lieber drinnen.

Was für ein Zufall. Mein Vater erzählte mir einmal, dass er Anfang der 50er Jahre immer Wildwest Romane über Tom Mix gelesen hat. Und auf dem Weg nach Tucson kam ich doch glatt an einem Tom Mix Monument vorbei. Tatsächlich war Tom Mix ein Cowboy Darsteller, der in über 100 Wildwest Filmen eine Hauptrolle gespielt hat. Später kamen dann die Tom Mix Romane in Deutschland auf den Markt.

Auch die Altstadt von Tucson hat nicht viel zu bieten. Dafür das „The Blenman“ Hotel, in dem einmal im 19. Jahrhundert Richter Blenman gewohnt hat. Und mit seiner historischen Einrichtung fühlt man sich auch tatsächlich in diese Zeit zurückversetzt. Das keine weiteren Gäste im Haus waren und auch die Hausdame praktisch unsichtbar war, gab einen das Gefühl, der Herr im Haus zu sein.

Am Pool im ruhigen Garten, lässt sich wirklich gut entspannen.

Ein paar Stunden Autofahrt und man kann im Organ Pipe Cactus National Monument einige imposante Kakteen bewundern. Nach einem weiteren halben Tag Autofahrt erreicht man schliesslich Kalifornien und einen der skurrilsten Orte, die ich je gesehen habe: Bombay Beach.

Was waren das für Zeiten, als man in Bombay Beach am Salton Sea noch Wasserski laufen konnte. Leider sank der Wasserspiegel dieses Sees ohne Zufluss und er versalzte. Nun ist es nur noch eine stinkende Brühe, in die ich keinen Zeh hineinstecken würde. Dennoch leben in Bombay Beach zwischen Schrott und Abfällen noch ein paar Künstler, die am Strand einige Installationen geschaffen haben. Für einen Fotografen natürlich ein Paradies.

Ganz anders dagegen Borrego Springs. Ein kleines Kaff in mitten einer Mondlandschaft, aber sauber und gemütlich. Und das Highlight ist sicherlich das The Palms Hotel. Zwar in den 40er Jahren schon mal abgebrannt, dann neu aufgebaut, verlassen, verfallen und nun im alten Stil renoviert, beherbergte es doch immerhin Hollywood Stars wie Marilyn Monroe, Clark Gable, Marlon Brando und andere. Das Hotel versprüht den Charme der 50er Jahre und da wieder mal keine weiteren Gäste im Hotel waren und die Rezeption ab 15 Uhr unbesetzt ist, hat man den ganzen Laden für sich allein. Etwas unheimlich vielleicht und abends bekommt man dann viele neue Ideen für einen Horrorfilm, aber man kann auch die Gardinen vor den Panoramafenstern offen lassen und sich morgens von der aufgehenden Sonne wecken lassen. Schöner wohnen geht kaum.

Die alten Bungalows gehörten auch mal zum Palms. Sie wurden allerdings noch nicht renoviert.

Der Anza Borrego State Park beginnt gleich hinter dem Hotel. Hier kann man ein paar schöne Wanderungen machen, vorausgesetzt, es ist nicht mal wieder 40 Grad heiss, was hier keine Seltenheit ist. Daher absolvierte ich auch nur eine kleine 5 KM Wanderung zu einer Palmenoase. Hier kann man auch Dickhornschafe beobachten, die gar nicht scheu sind und mit der Hitze sehr gut zurecht kommen.

Natürlich darf auch ein Besuch in Los Angeles nicht fehlen, wenn man schon mal in der Nähe ist. Allerdings war L.A. auch der teuerste Stopp auf dieser Reise. Wenn man schon für zwei Tage Parken im Hotelparkhaus 100 Dollar zahlen muss, dann kann man sich ausrechnen, was sonst noch für Kosten auf einen zukommen. Nicht nur am Venice Beach, ganz L.A. ist eingehüllt in den Duft von Marihuana. Seit der Legalisierung dröhnen sich die Amerikaner von morgens bis abends damit zu. Ob das so gedacht war? Nach den Erfahrungen dort , sehe ich eine Freigabe der Droge doch eher skeptisch.

Frühstück für Champions. In dem durch den Film „American Graffiti“ berühmt gewordenen „Mel’s Drive In“ gibt es das leckerste Frühstück, das man sich vorstellen kann: Nutella French Toast. Wenn man danach noch einen Vanilla Milk Shake verdrückt, dann hat man in weniger als einer Stunde 1300 Kalorien zu sich genommen. So gut gestärkt, war die anschliessende 12 Kilometer lange Wanderung zum berühmten Hollywood Sign ein Kinderspiel.

Ebenso ergreifend wie der Sonnenaufgang am Grand Canyon, war der Sonnenuntergang am Strand von Santa Monica bei Käse, Weissbrot und Wein. Hier kommen einem die Tränen in Anbetracht der entspannten Atmosphäre und des Gefühls, dass die Sonne vielleicht zum letzten Mal untergeht. Die ganze Hektik der Grossstadt verwandelt sich plötzlich in absolute Ruhe und für einen Augenblick herrscht Frieden auf der Welt.

Nun, die Sonne ging wieder auf, was auch gut so war. Über den Wolken liegt der kleine Wintersportort Big Bear Lake. Hier lässt sich im Sommer sicher gut wandern und er stand auch als Alternative zu L.A. auf dem Programm, aber ich war froh, L.A. doch den Vorzug gegeben zu haben.

Von dort aus ging es direkt zum Joshua Tree N.P..

Von der Ryan Ranch ist nur noch eine Ruine übrig geblieben. Den Skull Rock konnte man früher ohne Probleme fotografieren. Jetzt braucht man schon mehr Geduld, bis die Selfie Jäger wieder vom Felsen herunter gekrabbelt sind. Dabei gibt es doch noch andere schöne Felsen, wie „die Faust“.

Wenn es mal eine Kolonie auf dem Mars geben sollte, dann wird es da vielleicht so wie auf dem Foto links aussehen. In der Mojave Wüste bekommt man schon mal einen Vorgeschmack. In Roys Cafe wollte ich eigentlich frühstücken. Hätte ich mich vorher besser informiert, hätte ich nicht mit leerem Magen weiterreisen müssen. Das Cafe ist geschlossen. Na immerhin ist dabei ein nostalgisches Route 66  Foto herausgesprungen.

Als ich 1989 zum ersten Mal zum Death Valley fuhr, übernachtete ich im Royal Hawaiian Motel in Baker für stolze 37 Dollar. Diese Tatsache hatte ich völlig vergessen und sie kehrte erst wieder in meine Erinnerung zurück, als ich beim Aufräumen den alten Kreditkartenbeleg wiederfand. Inzwischen ist das Motel ein verfallener Lost Place. Der Angestellte im lokalen Supermarkt meinte, dass es vielleicht wieder aufgebaut wird. Mal schauen…

Immer wieder imposant: Das Death Valley. Am Zabriskie Point war gerade ein Reisebus eingetroffen. Ruhiger war es am Dantes View morgens um acht. Da war nur ein junges Paar beim Frühstücken.

Zurück in Las Vegas. Wo ich beim letzten Mal nur einen Elvis Imitator mit seinem rosa Cadillac angetroffen habe, da Traf ich diesmal, ja genau, Selfie Poser an. Und jeder der ein tolles Foto für seinen Instagram Account oder Whats App Status haben will, der muss sich lange anstellen.

Ein nächtlicher Rundgang auf dem Strip ist auch immer ganz nett. Da gibt es ständig neue Fotomotive zu finden. Selbst McDonalds hat sich besondere Mühe mit seinem Werbeschild gegeben. Und abermals wurde ich, diesmal im Luxor Hotel, an meinem letzten Urlaubstag von der Sonne geweckt. Ich dacht erst, ich wär am Nil…

Ja, es hat sich gelohnt. Momente wie am Grand Canyon oder Los Angeles sind unbezahlbar. Tolle Hotels und kein einziger Regentag. Die hohen Temperaturen verhinderten zwar ausgiebigere Wanderungen, aber ein entspannter Nachmittag am Pool ist ja auch nicht zu verachten. Es war die richtige Zeit für diese Reise und ich habe keine Ahnung, ob und wann ich mal wieder in die USA zurückkehren werde.