Sardinien 2019  Berge, Strand, Nuraghentempel

Keine Ahnung, wie ich gerade auf Sardinien gekommen bin, aber dass diese italienische Insel derzeit total angesagt ist, habe ich erst erfahren, als ich schon da war. Nun ja, von Hamburg aus ist man jedenfalls in zwei Stunden in Olbia. Eine gute halbe Stunde später ist das Ziel erreicht: das Grand Hotel Smeraldo Beach in Baja SArdinia.

Sicherlich war dieses Hotel einmal spitzenklasse. Die sieben Pools und zwei Privatstrände lassen einem genügend Spielraum, um ein ruhiges Plätzchen zu finden. Der Fitnessraum hingegen ist eher als erbärmlich zu bezeichnen. Dafür gibt es viel frische Luft und Blick aufs Meer. Auch die Plastikstühle auf dem Balkon und Quench statt frischen Säften zum Frühstück sind unwürdig. Aber diese Sonnenuntergänge… Da schmeckt der Planters Punch auf der Terrasse der Bar gleich doppelt so gut.

Porto Cervo ist der Schickimicki Ort schlechthin, an der Costa Smeralda. Vielleicht ist hier ja abends was los. Am Nachmittag sah es leer aus, wie nach einem Atomschlag.

Der Ort Baja Sardinia bietet neben einer kleinen Plaza auch eine Strandpromenade mit einer ausreichenden Anzahl von Restaurants. Am Phi Beach startet jeden Abend ab 17 Uhr die Party. Einladend fand ich die Bar mit ihren Lounge Betten, auf denen sich ein paar angetrunkene junge Mädels räkelten, allerdings nicht besonders. Der „Beach“ ähnelt eher einer Slipanlage für Kleine Boote.

Wer auf Touristenmassen und Nepp steht, der fährt donnerstags nach San Pantaleo zum Markt. Hat man das Glück einen Parkplatz zu ergattern, dann kann man sich mit allem eindecken, was das Touristenherz begehrt.

Dann schon lieber nach Castelsardo. Dieser hübsche Ort mit seiner Altstadt und der Burg, ist gar nicht so überlaufen, wie ich dachte. Berühmt ist Castelsardo für seine Korbflechtkunst, die hier schon seit Jahrhunderten betrieben wird. Also kann man sich auf der Burg uralte Körbe ansehen, was mich jetzt nicht gerade in Ekstase versetzt hat. Ich habe auch so gar nichts mit Körben am Hut.

Ganz meiner Meinung. Strolchi, dieser kleine Scheißer, sollte sein Geschäft lieber außerhalb dieser schönen Altstadt erledigen.


Von Palau aus erreicht man die Insel Madalena. Die „Panoramastrasse“ ist eher ein Witz. Fährt man aber vorbei am erbärmlichen Tennisplatz des örtlichen Tennis Clubs, dann kann man auf der Nachbarinsel Isola Caprera wunderschöne Wanderungen zu einsamen Stränden unternehmen.

In der Nähe von Palau kann man den Capo d’Orso, also den Bärenfelsen, bewundern. Leider kann man den Bären nicht erkennen, weil der Platz, von dem aus die berühmten Fotos gemacht worden sind, nicht betreten werden darf. Einen schönen Blick hat man allemal. Doch ob das die 10 Euro für das Parken und den Eintritt wert sind…?

Strände gibt es auf Sardinen ja nun reichlich. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Porto Lisca, in der Nähe von Palau, ist ein Windsurf Paradies. Und tatsächlich: Der Mistral weht heftig. Für Surfer klasse, beim Sonnenbaden lästig. Am benachbarten Porto Puddu Strand, ist es etwas windstiller.

Der Strand von Capriccioli ist schön und das Wasser karibisch blau. Allerdings ist dieser Strand auch so überfüllt, dass man manchmal keinen Platz mehr bekommt und in die Nachbarbucht ausweichen muss. Der anscheinend beliebteste Strand ist aber La Cinta bei San Teodoro. Hier muss man sich erstmal durch einen Haufen Italiener kämpfen, ehe man ans Wasser kommt. Der Strand ist aber auch drei Kilometer lang und wenn man 500 Meter weiter geht, ist auch noch ein ruhiges Plätzchen am Wasser zu bekommen. Noch ruhiger ist es an den Stränden nördlich von Romazzino.

Wandern geht natürlich auch, auf Sardinien . Eine 11 Kilometer lange Wanderung führt um den Monte Limbara und startet bei Villicciola. Die Landschaft ist grüner, als gedacht. 


Eine noch viel schönere Wanderung führt zur Schlucht Gola su Gorropu, was allerdings von Baja Sardinia aus eine Anfahrt von 140 Kilometern erfordert. Dafür wird man mit einer absolut abwechslungsreichen Landschaft belohnt. Und obwohl die Schlucht sehr populär ist, begegnet man doch nur selten einem anderen Wanderer.

Die Berichte über eine Heuschreckenplage, die mich kurz vor meiner Abreise erreichte, machte mir keine Angst. Tatsächlich habe ich auch nur eine einzige Heuschrecke gesehen, die es sich auf meinem Wandergürtel gemütlich machte und kaum vertreiben liess.

Wenn das Wasser von einer solchen karibischen Schönheit ist, dann legt man sch auch mal gerne zum Sonnenbaden auf ein altes Betonfundament. Ein Ausflug zum Capo Testa bei Santa Teresa lohnt sich auch wegen der bizarren Felsenwelt.

Was sind Nuraghen? Nun ja, nach dem Studium des exorbitant Langweiligen Reiseführers von Andreas Stieglitz, weiss ich da Bescheid. Neben der ausführlichen Beschreibung des Inneren von Kirchen wird hier auch jeder nur erdenkliche Nuraghentempel beschrieben. Dabei handelt es sich um ca. 2500 Jahre alte Türme, die vermutlich zur Verteidigung gedient haben. Aber wer weiss das schon. Zum Glück konnte ich diesen Reiseführer bei Amazon nicht mehr finden. Die wissen schon warum. Ich jedenfalls hatte die Gelegenheit einige Ausgrabungsstätten zu besuchen. Kultur muss sein. Eine sehr schöne Wanderung führt dabei zur Nuraghe Albucciu.

Hier ist reger Verkehr von Schildkröten, die oft auch die Strassen überqueren. Manchmal halten Autofahrer, um die langsamen Genossen über die Strasse zu tragen. Eidechsen flitzen einem auch ständig um die Füsse. Dieses Exemplar ist anscheinend einem Auto zum Opfer gefallen.


Weitere mehr oder weniger interessante Ausgrabungsstätten sind Tomba di Coddu Vecciu und die Nuraghe Prisgiona.

Ein sehr meditativer Ort ist der Palazzo di Baldu. Hier ist es absolut ruhig und es sind keine anderen Touristen unterwegs. Man kommt sich vor, wie der erste Entdecker. Solche Orte, die so eine Ruhe ausstrahlen, haben es mir wirklich angetan.

Ich gebe es ja zu. Ich habe diese Insel unterschätzt. Ich wollte eigentlich noch viel mehr unternehmen, aber Sardinien ist riesig. Es gibt nur wenige Schnellstrassen (toll: Keine Maut!) und so sind die Anfahrtzeiten zu den Sehenswürdigkeiten sehr lang. Mein mitgebrachtes Navi hat hier völlig versagt, kannte kaum Orte (vielleicht wegen der doppelten Schreibweise) und stellte die irrwitzigsten Routenberechnungen an. Das Navigieren nach Karte war da unerlässlich. Und diese Insel hat noch soooo viel Potential. Für zwei bis drei weitere Urlaube reicht das allemal.

Der Fiat Chinquecento, den ich via TUICARS bei Europcar gemietet hatte, war nagelneu, mit nur drei Kilometern auf der Uhr. Am Ende waren es über 1400 Kilometer. Ich sag’s ja: Eine grosse Insel. Für die kurvigen Strassen und die schmalen Parkplätze, sowie für das richtige Italienfeeling, gibt es wohl kein geeigneteres Fahrzeug (ausser einer Vespa vielleicht).

Aber ein richtiges Auto ist der Fiat eigentlich nicht…