Müritz 2023   Seemannsgarn

Jeder hat so sein Coronaprojekt gehabt. Die einen Renovieren das Haus, die anderen bauen sich einen Swimmingpool und ich habe den seit langem geplanten Bootsführerschein in Angriff genommen. Aber was nützt einem der Führerschein, wenn man anschliessend nicht auch mal mit dem Boot auf Reisen geht. 2023 war es dann soweit. O.k., die Atlantiküberquerung sollte es nun nicht gleich werden, aber bei schlechtem Wetter kann die Müritz auch ganz schön kabbelig werden. Die Übernahme des Bootes erfolgte in dem ganz romantischen Yachthafen Eldenburg. Das erste noch etwas ruppige Anlegemanöver erfolgte am nächsten Tag in Plau am See.

Plau hat eine ausgesprochen gute touristische Infrastruktur und auch ein Bummel durch die Stadt ist lohnenswert. Hier gibt es eine Hubbrücke und eine Kirche zu bewundern. Wer keinen Fisch mag und die zahlreichen Fischrestaurants daher meidet, der kann seinen Hunger auch in einem Cafe wie dem Cafe Faltenrock stillen.

Nur im Hafen rumzusitzen wird schnell langweilig und kreuz und quer über den See zu fahren, füllt auch keinen Tag. Also sucht man sich am besten eine ruhige Ankerbucht und dümpelt mal einen halben Tag vor sich hin. In Ufernähe ist das Wasser allerdings wegen der vielen Pflanzen zum Baden weniger geeignet. Ankert man etwas weiter draussen, dann ist das Wasser klar und fast schon karibisch.

In Malchow pendeln die Schiffe der weissen Flotte mit den Tagestouristen ständig zwischen dem Yachthafen und der kleinen Insel mit der Klosteranlage hin und her. Nach Sonnenuntergang wird es dann aber ruhig in der Stadt. DAnn sind die Strassen schon fast gespenstisch leer.

Ein ganz besonderer Ort ist Rechlin. Hier fühlt man sich wie auf einer Zeitreise in die Kindheit. Hier gibt es nur zwei Restaurants. Na sagen wir zweieinhalb. Bei Radlers Rast kann man auch essen und trinken. Hier wird Ostalgie ganz gross geschrieben. Mit dem Abspühlen nimmt man es nicht ganz so ernst und daher empfehle ich, das Bier aus der Flasche zu trinken. Das schöste an Rechlin sind aber die Sonnenuntergänge am Yachthafen.

Fast so schön wie die Sonnenuntergänge, sind auch die Sonnenaufgänge hier. Wenn man es schafft, rechtzeitig aus der Koje zu kommen, dann wird man mit einem sehr romantischen Morgen belohnt und kann zuschauen, wie sich die Sonne durch den Frühnebel ihren weg bahnt.

Wenn es die Eisdiele am Hafen von Röbel nicht gäbe, wäre hier wohl auch nichts los. Bei einem Spaghettieis kann man sehr gut die Zeit überbrücken, bis der Hafenmeister von seiner Mittagspause zurück ist. Bei Einem kleinen Bummel durch die Stadt findet man eine Kirche, eine Windmühle und verstreut ein paar Restaurants vor. Ein Problem, dass Röbel mit eigentlich allen Orten hier teilt: Der gesamte Autoverkehr quält sich immer mitten durch die Stadt. Ortsumgehungen sind hier aus Platzmangel praktisch unmöglich.

Klink kann mit einem prächtigen Schosshotel punkten und hat vermutlich die höchste Dichte an Möwen auf der Mole. 

Was aus der fingerdicken Raupe mal werden sollte, bleib für immer ein Geheimnis.

Zurück im Hafen von Eldenburg. Dieser Urlaub war besonders. Eine Woche lang schien die Sonne bei Temperaturen um 28 Grad und das im September. Bei Dauerregen hätte ich mich vermutlich im Hafenbecken ertränkt. So wurde es aber eine Reise, so unbeschwert und glücklich, wie in meiner Kindheit. Und das ganz ohne 10000 Flugmeilen mehr auf dem Konto.  Ich werde mir nun sicherlich kein eigenes Boot kaufen, doch die eine oder andere Bootstour werde ich bestimmt noch unternehmen. Aber ob diese Reise noch zu toppen ist, wage ich zu bezweifeln.